Wacken Open Air 2017

woa17stagesDieses Gefühl von „Zuhause unter Freunden“, zugegeben eine große Runde von Freunden und eine langjährige Tradition – dies sind die hervorstechenden Gefühlsduseleien die uns seit einer Ewigkeit begleiten.

Wird das wohl je enden? Dass man in Erinnerungen schwelgt wenn man über diesen „Acker“ geht? Mittlerweile sind es oftmals lediglich Versuche von A nach B zu kommen – geschafft haben wir es aber immer. In schweren wie in guten Zeiten.

Rock On! Unser nunmehr 18. Wacken (achtzehn) liegt hinter uns, wir fühlen uns noch recht jung und frisch und haben durchaus noch Lust auf mehr.

Gefühle gab es in diesem Jahr viele, sehr emotionale Momente zwischen Entsetzen und Wut, Mitleid und Abscheu, Verzweiflung und am Ende doch der Funken Hoffnung – das wird schon wieder!

Welches spezielle Erlebnis hier wohl gemeint sein  könnte, staunt und lest selbst 🙂

Status Quo

Status Quo, eine Band, die zahlreiche Welthits hervorgebracht hat und auch nach langen Jahren noch einen festen Bestandteil der Musikwelt darstellt.

Sicher, mit Heavy Metal haben die älteren Herren eher nicht am Hut, aber dennoch schwoften vor der großen Bühne zahllose Fans aller Altersklassen. „In The Army Now“ wurde lauthals mitgesungen, was sogar die Band selbst schwer beeindruckte.

Ja, Wackenfans sind breit aufgestellt und wissen musikalisches Kulturgut eben immer zu schätzen. Und auch bei „Whatever You Want“ und „Rockìn  All Over The World“ gab es reichlich Bewegung vor der Bühne, vermutlich deutlich mehr als auf der Bühne selbst.

Status Quo lieferten einen etwas steifen Auftritt ab, der aber dennoch den Fans Spass brachte.

Paradise Lost

Doom. Endlich Doom. Tageslicht, na toll….aber so typisch. Da kann man aber irgendwie immer rummeckern, wer wann spielt und wo. Naja, was soll´s. Paradise Lost haben den frühen Abend dennoch gut ins Depressive gezogen, der Sound an der Louder Stage war erstaunlich gut, keine störende Lärmerei von der anderen Bühne.

Schon seit der Draconian Times damals immer im Ohr geblieben. Den kleinen Abstecher in die elektronsiche Gruftiecke verziehen – Gruppenzwang, das war wohl so damals… – sind sie nun wieder zurück in ihrem Ursprung. So gut einfach, schwer und tief und düster, das macht Lust auf mehr.

Setlist war perfekt abgestimmt. Aber zu kurz war´s, ging so schnell vorbei, verdammt. Die Briten sind schmerzlich vermisst, ich hoffe auf eine baldige Tour durch kleine verschwitzte Clubs, das wäre nice. Bis dahin wird dieser Wackenauftritt genossen.

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Megadeth

Dave Mustaine gehört zu den Urgesteinen und Größen des Metalbusiness. Immer eine Ehre ihn erleben zu dürfen, die Freude war riesig. Und er ist es immernoch – elegant, fein und präzise, schick und sympathisch. Ein echter Hingucker und eine Ausnahmerscheinung. Genialer Virtuose an der Gitarre, mal eben so aus dem Handgelenk. Nach seiner schweren Verletzung vor Jahren so ein Wunder ihn wieder in gewohnter Manier und Form zu sehen. Respekt.

Die Masse war begeistert, das Feuer brannte in den Herzen, ein emotional lodernder Menschenteppich wurde mitgerissen. Alle Hits waren dabei… Herr Mustaine war sehr erfreut, es war ihn anzusehen. Er danke viele Male und es ist als Fan einfach so schön zu sehen und zu spüren dass der Künstler selbst ergriffen ist vom Spirit. Megadeth – Megaband einfach! Best Show in Wacken so far.

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Ach herrje, nun ist es soweit…

Diesen Auftritt erwähne ich nur hier, nur einmal und dann wird alles was daran erinnert gelöscht – die Gedanken, die Emotionen – für immer. So schlimm, so entsetzlich, so grauenhaft. Eine Tragödie, menschlich wie musikalisch, wie künstlerisch.

Wenn alles im Leben zusammenbricht und man keinen Halt und keinen Ausweg weiß, dann endet man in einer dunkeln Gasse, verloren nur mit sich selbst. Die Wahrnehmung getrübt, die Sinne vernebelt, Zweifel, Abscheu und Hass sind gute Gefährten geworden. In diesem Zustand schein der gute Mister Manson, God Of Fuck geschwebt zu haben.

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Eine ganze Weile schon ging das so, den Höhepunkt der Katastrophe haben dann die Wacken Besucher erleben müssen. Manson in Wacken, das allein war mal eine Überraschung, gespannt was das denn werden würde und wie es angenommen wird. Musikalisch ja schon eine Ausnahmeerscheinung dort. Dieses Experiment ist gescheitert, so schade. Er kann es!

Das was sich in Wacken zugetragen hat war der reinste Horrortrip – für Mansonkenner und Fans noch schmerzhafter als für die Neulinge, die ihn vielleicht sogar das erste Mal zu Gesicht bekamen und sein Dasein im Musikgeschäft damit wohl abgehakt hätten von ihrer Liste eventuell sehenswerter Künstler.

20 Minuten nur Nebel, nichts ging los….und als er kam, nur schlimm. In den 90 Minuten (?) wurde gefühlt nur 20 Minuten (?) „versucht zu performen/singen/wasauchimmer“ ALPTRAUM. Gelähmt dort zu stehen und einfach nicht begreifen zu können wie entsetzlich es ist. Nur weg da, schnell. Aber geht nicht, eingezwängt zwischen missmutigen Zuschauern, Pöbeln aus allen Richtungen. Mein Herz brennt!

Sinnloses Geblödel zwischen Manson und Twiggy, Fans beschimpfen sie sollen doch mal Gas geben…einfach nur dumm. Wut kommt auf, was soll das bitte?? Ja klar, er hat sein Image, rüpelhaft, rotzend, widerwärtig und arrogant – dennoch gab es immer Humor und Freude in ihm wahrzunehmen. Abgestorben, zumindest hier und heute in Wacken. Das war einfach nur Scheiße!! Will ich nie wieder sehen sowas. Wenn das nicht besser wird ist das das Ende. Traurig.

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Sub Dub Micromachine

Von der Wasteland Stage dröhnte frischer Industrial Metal, der irgendwie aufstrebend und mitreißend auf die anwesenden Fans wirkte. Die Berliner Combo Sub Dub Micromachine lieferte ein gestyltes Gesamtpacket ab, das sich sehen lassen konnte. Absolut im Einklang mit der ganzen Wasteland / Mad Max Thematik, legten die Jungs voll Dynamik und hohem Niveau einen wahrhaft unterhaltsamen Auftritt ab.

subdubwoa17Die kraftvoll düstere Stimmung heizte über das raue Land und beeindruckte durch rasant stampfende Drum Beats, lässig melodisch gestaltete Passagen und Kirk de Burghs reißendem Gesang. Tracks wie „Unkind Exit“, „Settle For Force“ und „Burning Fears“ sind echte Perlen und variieren mühelos zwischen klarer und aggressiver Stimmung. Sub Dub Micromachine setzten mit ihrer postapokalyptisch anmutenden Atmosphäre ein Statement und bereichern das Wacken Open Air mit allen Ecken und Kanten.

Alice Cooper

Der legendäre Alice Cooper entwickelte sich über die Jahre hinweg zu einem waschechten Wacken Open Air Liebling. Die Fans durften die Erfinder der Horror Rockshow bereits mehrfach auf dem heiligen Acker bewundern, und so begab es sich auch im Jahre 2017.

Der Bereich vor den Hauptbühnen war brechend voll, der Matsch knöchelhoch, und die Stimmung bombig. Von der Bühne beben “Brutal Planet“ und „Feed My Frankenstein“ während er Meister auf einem OP Tisch gegrillt wird, oder seinen Kopf durch eine monströse Guillotine verliert. Auch die Zombiekrankenschwester durfte wieder mit vielen weiteren illustren Monstergestalten das Bühnenbild komplettieren.

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„No More Mister Nice Guy“, „I`m Eighteen“, das stets wunderbare „Poison“ und der Cooper Evergreen “School`s Out” sorgten für Begeis-terungsstürme und ließen tausende Fans mitgrölen.

Die Zugabe „Ace Of Spades“ stand dann ganz im Zeichen des verstorbenen Mötorhead Originals Lemmy Kilmister, der von dieser Version seines Klassikers sicherlich schwer begeistert gewesen wäre, genau wie alle Anwesenden, die ihre Hände in den Himmel streckten und alle Kraft in den Refrain legten. Alice Cooper, ein Mann, der seit fast 50 Jahren auf der Bühne steht und einfach immer wieder für Begeisterungsstürme sorgt. Immer wieder ganz großes Kino! Respekt!

Headcat

„This Train Is Going Straight To Hell“ schallte durch den gut gefüllten Biergarten, was so manch vorbeiziehenden Musikfreund ein deutliches Stück weiter vor die Bühne lockte. Und was so mach unvorbereiteten Fan überraschen sollte, war der Anblick des ehemaligen Morbid Angel Masterminds David Vincent (auch gern mal Mister Leathershorts genannt), der ziemlich locker und äußerst cool, als neuer Frontmann, ein paar waschechte Rockabilly –Countysounds, ganz in Lemmys Zeichen, zum Besten gab.

woa17headcatHeadcat, bereits im Jahre 1999 von Lemmy Kilmister, Slim Jim Phantom und B. Harvey gegründet, waren da, um der Wackenbande zu zeigen, wie echter Rock`N Roll auszusehen hat und machten deutlich mehr Spaß, als so manch große Ankündigung auf den Hauptbühnen.

Headcat waren wohl der Geheimtipp des Wacken Open Air 2017. Sollten die Herren nochmal ihren Weg auf deutsche Bühnen finden, unbedingt ansehen!

Blaas Of Glory

Was auch immer auf die Stimmung drückt, wovon auch immer man mal wieder genervt ist. Sonne, Regen, Matsch und Modder – wenn Blaas Of Glory auch nur in der Ferne wahrzunehmen sind geht einem das Herz auf. Die sind so bekloppt, einfach nur toll.

Es kann nie genug verrückte Freaks geben die sich selbst und alles andere auf die Schippe nehmen. Klingeling. Der stylische Spielmannszug im 80er Look überquert in regelmäßigen Abständen das Festivalgelände und feiert sich einfach mal eben selbst. So much fun! Wacken wäre so viel ärmer an Crazyness ohne diese bunte Truppe. FINAL COUNTDOWN.

Und dann: Neben all dem Lärm und Krach und Gedränge stand einem wieder einmal das bunte Rahmenprogramm des WOAs zur Verfügung. Ob Armbrustschießen, Speer- und Axtwurf oder gar einem simplen Spaziergang im Modder….erkundet des Gelände und schaut selbst, es gibt viel zu Entdecken, Langeweile is nich. Ein erneut rundum gelungenes Fest ohne großen Stress und Ärger, friedlich wie eh und je und all das bei uns hier im Norden!

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